Über eine Million Flüchtlinge kamen zwischen 1945 und 1952 nach Israel, 850,000 aus arabischen Ländern.“
Die zweite Zahl ist komplett falsch. Die Zahl 850.000 ist eine großzügige Schätzung all jener, die aus muslimischen Ländern wegzogen — einschließlich z.B. aus dem Iran, von wo nach der iranischen Revolution ca. 60.000 weggingen, und der Türkei, von wo aus 34.547 Juden freiwillig weggingen. Die meisten arabischen Staaten führten Gesetze ein, diedie jüdische Auswanderung nach Israel einschränkten. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle wurden sie nicht ausgewiesen; sie sind entweder freiwillig oder aufgrund von Vereinbarungen zwischen dem Staat Israel und arabischen Staaten gegangen.
Eine genauere Schätzung der Auswanderung aus arabischen Ländern zwischen 1945 und 1952 ist 260.000 – 300.000.
Die Nachkommen der jüdischen Einwanderer aus der Levante, dem Irak, Iran und Jemen (Mizrahim), aus Ländern
Nordafrikas oder ursprünglich aus Andalusien (Sephardim), machen derzeit mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung Israels aus[1].
Diese Einwanderung war Teil eines Plans, der ab 1943 entwickelt wurde, und einer daraus resultierenden Kampagne, die von den Führern des Yishuvs beschlossen wurde, später von der Knesset genehmigt und von der Jewish Agency und anderen israelischen Organisationen umgesetzt wurde, die in alle arabischen Länder geschickt wurden, um Juden davonzu überzeugen, in den neuen Staat einzuwandern.
Der neue Staat brauchte Arbeitskräfte, um das neu eroberte Land zu bewirtschaften. Arn Stromeyer schreibt darüber:
Einwanderer aus den islamischen Staaten zu gewinnen, war also ein vorrangiges Projekt des jungen Staates
Israel. Ministerpräsident Ben Gurion formulierte das 1949 so: „Wir haben Gebiete erobert, aber ohne
Besiedlung haben sie keinen entscheidenden Wert, weder im Negev noch in Galiläa noch in Jerusalem.
Besiedlung ist erst die wirkliche Eroberung. Tausende Jahre waren wir eine Nation ohne Staat. Jetzt besteht die Gefahr, dass wir ein Staat ohne Nation werden.[2]
Laut Presseberichten, ergänzte Ben-Gurion:
„Wir appellieren an alle Eltern, ihre Kinder zu uns zu schicken. Doch auch wenn sie ihre Hilfe verweigern, werden wir die Jugend nach Israel bringen[3].“
Devorah Hakohen, schreibt in Immigrants in Turmoil:
Nach der Unabhängigkeit legte die Regierung der Knesset einen Plan vor, wie die jüdische Bevölkerung< innerhalb von vier Jahren verdoppelt werden könnte. Dies bedeutete, 600.000 Einwanderer in einem Zeitraum von vier Jahren, oder 150.000 pro Jahr aufzunehmen. Die jährliche Aufnahme von 150.000 Neuankömmlingen unter den schwierigen Bedingungen des neuen Staates war in der Tat eine große Belastung. Gegner in der Jewish Agency und der Behörde für Masseneinwanderung argumentierten, dass es keine Rechtfertigung für die Organisation einer groß angelegten Auswanderung unter Juden gäbe, deren Leben nicht in Gefahr sei, insbesondere wenn der Wunsch und die Motivation nicht vorhanden seien[4]
Tatsache ist, dass die meisten jüdischen Bürger die arabischen Länder, in denen sie viele Jahrhunderte lang gelebt hatten, aus eigenem Wunsch heraus verließen, um sich dem zionistischen Vorhaben anzuschließen.
Prof. Esther Meir-Glitzenstein, (Professorin an der Ben-Gurion-Universität des Negev, spezialisiert auf die Geschichte der Juden aus den arabischen Ländern) schreibt:
Obwohl sich der Status und die Sicherheit der Juden in den arabischen Ländern deutlich verschlechterte und sie politisch verfolgt und wirtschaftlich vernachlässigt wurden, besonders in der spannungsreichen Zeit des Unabhängigkeitskrieges, gab es keine Massaker, und es bestand keine Gefahr für das jüdische Überleben. Obwohl die Juden blutige Zwischenfälle in Kairo (November 1945 und Juni bis November 1948), Tripolis (4.-7. November 1945), Aden (1947) und Marokko (1947) erlitten, und obwohl lokale Streit- und Polizeikräfte an diesen Zwischenfällen teilnahmen, waren die Angriffe insgesamt begrenzt und nicht das Ergebnis einer Regierungspolitik oder -initiative[5]
Am 11. Oktober 1943 berichtete David-Ben Gurion bei der ersten Sitzung des Planungsausschusses zur Förderung der jüdischen Einwanderung (in Jerusalem):
Unsere zionistische Politik muss nun den jüdischen Bevölkerungsgruppen in den arabischen Ländern besondere Aufmerksamkeit schenken. Wenn es jüdische Gemeinden in der Diaspora gibt, die wir mit der größtmöglichen Dringlichkeit beseitigen müssen, indem wir diese Juden in die Heimat bringen, dann sind es die arabischen Gemeinden: Jemen, Irak, Syrien, Ägypten und Nordafrika sowie die Juden von Persien und der Türkei[6].
Im Juli 1943 erklärte Eliyahu Dobkin, Leiter der Einwanderungsabteilung der Jewish Agency:
Die Hauptaufgabe, vor der wir stehen, ist die Rettung dieser Juden, [und] die Zeit ist gekommen, einen Angriff auf sie zu starten für eine zionistische Eroberung.[7]
Dass es während der ethnischen Säuberung von zwischen 750.000 und 800.000 Palästinensern aus dem zionistisch besetzten Palästina, Ressentiments gegen Juden in arabischen Ländern gab, ist bekannt. Die Implementierung des Vertreibungsplans begann Ende 1947 (etwa sechs Monate vor der Erklärung des Staates Israel), nachdem die Generalversammlung der Vereinten Nationen vorgeschlagen hatte, Palästina in jüdische und arabische Gebiete aufzuteilen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits zwischen 250.000 und 380.000 Palästinenser geflohen. Die britischen Mandatsbehörden taten wenig, um die gewaltsame Evakuierung, Brandstiftungen, Folter und die illegalen Erschießungen zu verhindern, die zu diesem Zeitpunkt von zionistischen Milizen begangen wurden. Dies wurde in der arabischen Presse ausführlich behandelt, was zu gelegentlichen antijüdischen Unruhen mit Todesopfern in arabischen Hauptstädten führte.
Der jüdische Wegzug spiegelte jedoch weitaus vielfältigere Faktoren wider. Viele Juden waren vom Zionismus motiviert und verließen den Irak freiwillig für Israel[8]
Die Flucht und Vertreibung der Palästinenser stimmt zeitlich nicht mit der Auswanderung der Juden aus arabischen Ländern überein. Die jüdische Auswanderung aus dem Irak und anderen arabischen Ländern fand einige Jahre nachder palästinensischen thnischen Säuberung statt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die israelische Führung einen so genannten "Bevölkerungs-austausch" erwartete, als sie ihre verhängnisvolle Entscheidung traf, die Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge zu verhindern, einmal abgesehen davon, dass ein Austausch von Bevölkerungen aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt keine moralische Grundlage hat. Was rechtfertigt die Vertreibung einer palästinensischen Familie aus Jaffa mit dem „Ersatz“ einer anderen Familie aus Baghdad?
Der in Jemen geborene Yisrael Yeshayahu, ehemaliger Knessetsprecher der Labour Party, erklärte:
"Wir sind keine Flüchtlinge. [Einige von uns] kamen in dieses Land, bevor der Staat geboren wurde. Wir hatten messianische Erwartungen." Und der im Irak geborene Shlomo Hillel, ebenfalls ein ehemaliger Sprecher der Knesset, von der Arbeitspartei, beteuerte: "Ich betrachte die Abwanderung von Juden aus arabischen Ländern nicht als die von Flüchtlingen. Sie kamen hierher, weil sie es wollten, als Zionisten." Der im Irak geborene Ran Cohen, ein ehemaliges Mitglied der Knesset erklärte: "Ich habe folgendes zu sagen: Ich bin kein Flüchtling. Ich kam auf Geheiß des Zionismus, wegen der Anziehungskraft, die dieses Land ausübt, und wegen der Vorstellung der Erlösung. Niemand wird mich als Flüchtling bezeichnen.” [9]
Der Maghreb und Nordafrika
Die meisten Einwanderer aus arabischen Ländern kamen aus Nordafrika. Ein Drittel derjenigen, die ausreisten, entschied sich für die Auswanderung nach Frankreich. Dies geschah als Folge des algerischen Unabhängigkeitskrieges und Abkommen zwischen dem israelischen und algerischen Staat. Zuvor hatte die israelische Regierung wenig Erfolg damit, einheimische Juden zur Auswanderung nach Israel zu ermutigen. Trotz des Angebots für Visa und finanzieller Förderung, zogen 1954/55 nur 580 Juden von Algerien nach Israel.[10]
Juden lebten bereits seit dem ersten Jahrtausend in Nordafrika, und viele kamen nach dem Niedergang von AlAndalus auf der iberischen Halbinsel dazu. Während der muslimischen Herrschaft auf der iberischen Halbinsel waren die Bedingungen für die Juden günstig. Obwohl sie von Muslimen separat betrachtet wurden und von bestimmten Berufen ausgeschlossen wurden, lebten sie ein sicheres Leben innerhalb ihres Sonderstatus. Abgesehen von kurzen Unruhephasen (z.B. während der Moabiten-Invasion) blühte die jüdische Bevölkerung und das jüdische Kulturleben auf. Manche Juden in Andalusien erreichten einen sehr hohen Rang am Hof und in der Armee[11]. Erst mit mit der christlichen Rückeroberung und der daraus resultierenden Unterdrückung, entschieden sich die meisten Juden, mit den Muslimen nach Nordafrika zu gehen. Dort führten sie ihr Leben in relativem Frieden und Sicherheit bis die Franzosen den Maghreb kolonisierten.
In Algerien bekamen die Juden einen priviligierten Status, durch die Gewährung der vollen französischen Staatsbürgerschaft im Jahr 1870. Gleichzeitig waren sie dadurch aber auch kompromittiert. Später ereigneten sich antijüdische Unruhen französischer Siedler (Pieds Noirs) in mehreren Städten, an denen sich die muslimischen Algerier jedoch nicht beteiligten. Dr. Haim Saadon von der Hebräischen Universität Jerusalem dazu: Relativ gute Beziehungen zwischen Juden und Muslimen in Nordafrika während des Zweiten Weltkriegs stehen im krassen Gegensatz zur Behandlung ihrer Glaubensgenossen durch Nichtjuden in Europa[12]
In North African Jewry in the Twentieth Century, weist Prof. Michael Laskier von der Bar-Ilan Universität hin:
Wie in Tunesien und Algerien waren die marokkanischen Juden […] nicht mit einer groß angelegten Vertreibung oder totalen Beschlagnahmung von Vermögen, oder ähnlicher staatlicher Verfolgung konfrontiert, und den zionistischen Vertretern wurde relativ viel Handlungsspielraum eingeräumt, um die Auswanderungs zu fördern[13].
Ägypten:
In Ägypten wurde die Situation dadurch erschwert, dass die meisten Juden keine ägyptischen Staatsbürger waren,
sondern, wie die Ausländer, die im 19. Jahrhundert kamen und blieben (Mutamasriyin), über einen europäischen Pass und besonderen Schutz verfügten. Sie wurden daher als Ausländer betrachtet. Kurz nach der Deklaration des Staates Israel wanderten rund 20.000 der 75.000 in Ägypten lebenden Juden nach Israel aus. Weit mehr wanderten nach der Lavon-Affäre 1952 aus, in der der israelische Geheimdienst vier ägyptischjüdische Agenten rekrutiert hatte, um Bomben in ägyptischen Büros und öffentlichen Einrichtungen zu zünden. Der Historiker Shabtai Teveth schrieb einen detaillierten Bericht über den Geheimstreik mit dem Codenamen Operation Susannah und fasste seine Ziele wie folgt zusammen:
Das Vertrauen des Westens in das bestehende [ägyptische] Regime zu untergraben, indem öffentliche Unsicherheit und Maßnahmen zur Verhaftung, Demonstration und Rache hervorgerufen werden, während gleichzeitig der israelische Faktor völlig verschwiegen wird. Das Team wurde daher aufgefordert, eine Entdeckung zu vermeiden, so dass der Verdacht auf die Muslimbrüder, die Kommunisten, „unspezifizierte Unzufriedene“ oder „lokale Nationalisten“ fallen würde[14].
Die Jewish Virtual Library ergänzt dazu: Diese ägyptischen Juden waren bereit, gegen Ägypten zu spionieren, weil sie sich selbst nie als Ägypter betrachteten und auch nicht von anderen als solche angesehen wurden. Sie besuchten jüdische Schulen, ihre 4 sozialen Kontakte waren fast ausschließlich auf Juden beschränkt, und die meisten von ihnen hatten nicht einmal die ägyptische Staatsbürgerschaft.[15]
Nach dieser als Kriegsakt eingestuften Aktion wanderten mehr Juden aus Ägypten aus. Die Verurteilung und Hinrichtung der beiden Anführer, 1955 verstärkte die Stimmung gegen die Gruppe und gegen Israel. Die Operation wurde als Kriegshandlung angesehen. Nun schien es, dass der israelische Plan (der weiterhin geleugnet wurde) völlig fehlgeschlagen war. Im folgenden Jahr verstaatlichte Gamal Abd El Nasser den Suezkanal. Daraufhin drangen israelische, französische und britische Truppen in Ägypten ein. Nachdem die USA die Aktion gestoppt hatte, wurden die meisten Juden Ägyptens ausgewiesen – mit nur einem Koffer und etwas Geld. Ähnliche Maßnahmen wurden gegen nicht-jüdische britische und französische Staatsangehörige als Vergeltung für die Invasion ergriffen. Nun war die jüdische Bevölkerung in Ägypten auf ein paar Tausend reduziert – meist diejenigen, die einheimische Ägypter waren.
Jemen:
Das Leben der Juden im Jemen während der osmanischen Herrschaft variierte zwischen gelegentlicher Unterdrückung und relativer Toleranz. Dass sie zumeist arm waren und diskriminiert wurden, ist belegt. Man sollte jedoch bedenken, dass im 19. Jahrhundert die überwiegende Mehrheit der Menschen im Jemen in bitterer Armut lebte, wie auch heute noch. Mehrere Hundert wanderten Ende des 19. Jahrhunderts nach Palästina aus. Im Rahmen der Operation Magic Carpet (1949-1950) wurde fast die gesamte Gemeinschaft der jemenitischen Juden (etwa 49.000) nach Israel geholt. Jemenitische Juden wurden durch eine Kampagne, die zu vielen Todesfällen führte, zur Auswanderung überredet. Esther Meir-Glitzenstein argumentiert, dass die Absprachen zwischen Israel und dem Imam von Jemen, der "in hohem Maße von den Steuern durch Beschlagnahmungen, die auf die jüdische Gemeinschaft erhoben wurden, profitierte", zu einer verpfuschten Operation führten, bei der die jüdische Gemeinschaft schreckliches Leid erfuhr. Zionistische Vertreter spielten mit ihrem religiösen Empfinden, sie versprachen, dass ihre Überfahrt nach Israel bezahlt würde und dass ihre materiellen Schwierigkeiten vom jüdischen Staat gehandhabt würden, ein Gefühl, dass das Land Israel ein wahres Eldorado sei, ein Gefühl der Erfüllung der Geschichte, die Angst, das Boot zu verpassen, ein Gefühl, dass ein Leben als Dhimmis in einem islamischen Staat nicht mehr von Gott bestimmt war, ein Gefühl, dass sie als Volk, das lange genug von der Geschichte gepeinigt worden war: all das spielte eine Rolle[16]. Reuven Ahroni argumentiert, dass auch wirtschaftliche Motivation eine Rolle bei der massenhaften Auswanderung jemenitischer Juden spielten, die vor 1948 begann[17]
Darüber hinaus kritisiert Meir-Glitzenstein auch die Durchführung der Operation, insbesondere das American Jewish Joint Distribution Committee und Israel, das ihrer Meinung nach Tausende von Juden in der Wüste zur Grenze zwischen Nordjemen und Aden im Stich ließ. Misswirtschaft oder Korruption durch den Imam von Jemen, die britischen Behörden und die Jewish Agency spielten ebenfalls eine Rolle. Etwa 850 jemenitische Juden starben auf dem Weg zu ihren Abfahrtsorten, und die Kindersterblichkeitsrate war hoch. Laut David Ben-Gurions Tagebuch starben die jemenitischen Kinder im israelischen Ma'abarot oder Zelttransitlager "wie die Fliegen". Oft wurden Kinder aus hygienischen Gründen von ihren Eltern getrennt, oder zur Behandlung in Krankenhäuser gebracht, doch häufig erhielten die Eltern nur eine Benachrichtigung, vielfach per Lautsprecher, dass sie gestorben waren. Zeugenaussagen zufolge gab es den Verdacht, dass der Staat gesunde jemenitische Kinder zur Adoption entführte und dann die Eltern informierte, dass sie gestorben seien. Einige Jahrzehnte später platzte die Jemen-Kinderaffäre, und es hieß, dass ungefähr 1.000 Kinder verschollen seien.[18]
Iraq
In den chaotischen Folgen des britischen Sieges im anglo-irakischen Krieg 1941, brach das kurzlebige antibritische, quasi-faschistische Regime von Rashid Ali al-Kaylani zusammen. Etwa 180 Juden wurden in zwei Tagen getötet. Die Niederlage der Rechten war jedoch ein Triumph für die irakische Demokratie und läutete ein Jahrzehnt des
Wohlstands ein. Viele Juden kehrten schnell zurück[19] und die meisten sahen den Irak weiterhin als ihre Heimat an.[20]
Ende 1942 berichtete einer der zionistischen Agenten, die zur Förderung der Einwanderung geschickt wurden:
„Wenn wir dachten, bevor wir kamen.... dass unsere Hauptaufgabe darin bestehen würde, zu organisierenund zu ermutigen − müssen wir heute zugeben, dass es nicht viel Sinn macht, eine dieser beiden Aktivitäten durchzuführen. .... was wir nicht getan haben, kann jetzt nicht durch Propaganda und die Schaffung von kurzfristiger Begeisterung korrigiert werden. ... Wir müssen uns auf die Zukunft vorbereiten, eine Generation junger Menschen ausbilden, eine junge Garde vorbereiten, die hier unsere Arbeit verrichten kann.[21]
Erst nach den Vertreibungen von Palästinensern im Jahr 1948 wurden offizielle Maßnahmen gegen einzelne Juden ergriffen, die des Kontakts mit Israel verdächtigt wurden. Schließlich handelte die israelische Regierung eine Vereinbarung über die Köpfe der irakischen Juden aus, wonach ihr kollektives Vermögen als Eigentum des israelischen Staates angesehen und den irakischen Behörden übergeben würde, wenn sie zustimmen würden, den Juden zu erlauben, nach Israel zu gehen. Der britische Botschafter in Washington übermittelte der britischen Regierung im November seine Schlussfolgerungen wie folgt: [Es ist] die allgemeine Ansicht der Beamten im Außenministerium ist, dass die[zionistische] Agitation aus zwei Gründen bewusst stimuliert wurde: (a) Unterstützung der Spendensammlung in den Vereinigten Staaten (b) Schaffung positiver Stimmungen in der Versammlung der Vereinten Nationen, um den schlechten Eindruck, der durch die jüdische Einstellung zu arabischen Flüchtlingen entsteht, auszugleichen. Sie legen nahe, dass die israelische Regierung sich der irakischen Juden voll bewusst ist, aber bereit ist, gegenüber der Gemeinschaft herzlos zu sein, deren Hauptteil, wie Dr. Elath (israelischer Botschafter in den VereinigtenStaaten) zugab, nicht den Wunsch hat, ihre Loyalität auf Israel zu übertragen.[22]
Die irakischen Juden wurden dann, über den Zeitraum eines sehr schwierigen Jahres nach Israel ausgeflogen.
Seit seiner Gründung, entwickelte der Staat für die Integration geflüchteter Juden effiziente Verfahren und eine gesellschaftliche Intergrationskultur.
Im Hinblick auf das effiziente Verfahren schreibt Meron Rapoport: Es ist fast unmöglich zu leugnen, dass die Mizrahi-Juden viele Jahre lang ungleich behandelt wurden. Sie wurden in kleinen und fernen Neustädte an der Grenze des neuen jüdischen Staates angesiedelt, während sich die meisten aschkenasischen Einwanderer in großen städtischen Gebieten im Herzen Israels niederließen; sie erhielten handwerkliche Jobs, während ihre Mitmenschen aschkenasischer Herkunft bessere Jobs erhielten, ihre Kinder wurden zur Berufsausbildung, zum Tischlerhandwerk oder zum Schweißen geschickt, während die meisten aschkenasischen Kinder an allgemeinbildenden Schulen eine höhere Ausbildung absolvierten. Die enormen Unterschiede zwischen den aschkenasischen Juden und Mizrahis haben sich im Laufe der Jahre verringert, sind aber nach wie vor beträchtlich. Die aschkenasischen Juden stellen nur 27 Prozent der Gesamtbevölkerung, aber 49 Prozent der Oberschicht in Israel sind Aschkenasi, während die Mizrahi genau nach ihrem Anteil an der Bevölkerung vertreten sind, mit 27 Prozent. Ein Mizrahi-Jude war dreimal mehr gefährdet, arm zu sein als ein Aschkenasi. Unter den Eliten ist diese ethnische Trennung sehr spürbar. Nur einer von 15 hohen Richtern ist Mizrahi, 6,2 Prozent der Universitätslehrer sind Mizrahi. Mit Ausnahme von Shas, einer von jüdischen Mizrahis gegründeten Partei, werden und wurden jetzt alle politischen Parteien in Israel von Ashkenazis geführt, (mit einer Ausnahme für zwei Jahre)[23].
In der Jemeni-Kinderaffäre wurden bis zu 5000 Babys und Kleinkinder von jemenitischen Neueinwanderern zwischen 1948 und 1954 von ihren Eltern getrennt. Hunderte von dokumentierten Aussagen, die im Laufe der Jahre von den Eltern dieser Säuglinge gemacht wurden, belegen, dass ihnen ihre Kinder weggenommen wurden. Nach Angaben der Eltern wurden ihre Kinder von aschkenasischen Paaren illegal adoptiert. Es wurden keine Sterbeurkunden ausgestellt, noch erhielten die Eltern von israelischen und jüdischen Organisationen Informationen über das Schicksal ihrer Kinder[24],[25]. Mehrere Untersuchungen in der Angelegenheit kamen zu keinen eindeutigen Ergebnissen, aber die Mizrahis fordern nun volle Rechenschaftspflicht. Hierzu der jetzige Premierminister Benjamin Netanyahu: „Das Problem der jemenitischen Kinder ist eine offene Wunde, die in vielen Familien weiter blutet, die nicht
wissen, was mit den Babys passiert ist, mit verschwundenen Kindern, und sie suchen nach der Wahrheit[26].“
Im Hinblick auf die gesellschaftliche Integrationskultur, hier einige wenige Zitate von damals einfluss-reichen Israelis hierzu:
Die Primitivität dieser Menschen ist unübertroffen. In der Regel sind sie nur wenig weiter entwickelt als die Araber, Neger und Berber in ihren Ländern.... Die[Nord]Afrikaner bringen ihre Art und Weise mit, wo immer sie sich niederlassen. Es ist nicht verwunderlich, dass die Kriminalitätsrate im Land steigt.... vor allem gibt es eine ebenso ernste Tatsache, und das ist ihre völlige Unfähigkeit, sich an das Leben in diesem Land anzupassen, und vor allem ihre chronische Faulheit und ihren Hass auf jede Art von Arbeit. − Arye Gelblum, leitende Journalistin in Haaretz, 22. April 1949[27]
„ Ein aschkenasischer Gangster, Dieb, Zuhälter oder Mörder wird nicht das Mitgefühl der aschkenasischen Gemeinschaft gewinnen... und er wird es nicht erwarten. Aber in einer solchen primitiven Gemeinschaft wie der der Marokkaner ist so etwas möglich.“ – David Ben-Gurion, Israels erster Premierminister, 1959[28]
"Das Ziel muss es sein, ihnen einen westlichen Geist einzuflößen und sich nicht in einen unnatürlichen Orient hineinziehen zu lassen" − Israelischer Außenminister Abba Eban, 1957[29]
Heute sind Rassismus und Diskriminierung von Mizrahis und sephardischen Juden weit verbreitet: Sie sind nicht nur wirtschaftlich benachteiligt, sondern werden auch von Juden westlicher Herkunft als Nachbarn gemieden. Ein kürzlich für eine neue jüdische Gemeinde produziertes Video machte deutlich, dass Mizrahis immer noch nicht immer willkommen sind. [30]
Eine Studie des israelischen Central Bureau of Statistics (ICBS) ergab, dass die Mizrahi-Juden weniger wahrscheinlich akademische Studien absolvieren als die aschkenasischen Juden. Der in Israel geborene Aschkenasi studiert bis zu zweimal häufiger an einer Universität als der in Israel geborene Mizrahi. Darüber hinaus ist der Prozentsatz der Mizrahim, die eine Universitätsausbildung anstreben, im Vergleich zu Einwanderergruppen aschkenasischer Herkunft der zweiten Generation, wie beispielsweise Russen, nach wie vor gering. Im Jahr 2004 war das Durchschnittseinkommen von Aschkenasim 36 Prozent höher als das von Mizrahis.[31]
Ein eigene Hilfsorganisation der UN wurde nicht gegründet
Aber das ist kein Wunder. Die von den Zionisten initiierten Aktionen wurden größtenteils geheim gehalten, und es gab keine Konsultation mit den Vereinten Nationen. Weit entfernt von einer „ethnischen Säuberung“ waren es Politiker des Yishuvs und später Israels, die den Transfer von arabischen Juden planten und durchführten. Diese dreiste Heuchelei versucht den Leser hinter’s Licht zu führen.
Die überwiegende Mehrheit der Juden, die arabische Länder verließen, waren keine Flüchtlinge. Es ist wichtig, klarzustellen, dass die Auswanderung der Mizrahim und Sephardim weitgehend durch eine lange und anhaltende Rekrutierungsbemühung des israelischen Staates zustande kam, der eine klar erkennbare Politik hatte, "orientalische" Juden als Werktätige an die Stelle der ausgewiesenen Palästinenser ins Land zu bringen. Es gab viele dokumentierte Fälle von Bestechung von arabischen Beamten durch die israelischen Abgsandten und absichtlichen Fehlinformationen, die den betroffenen jüdischen Gemeinden von israelischen Agenten zur Verfügung gestellt wurden. Israelische Agenten organisierten Bombenanschläge und Attentate in arabischen Ländern und förderten den Verrat arabischer Juden, sie versuchten, Vorfälle zu provozieren, die Vergeltungsmaßnahmen durch arabische Regierungen und einfache muslimische Bevölkerung erzwingen würden, um Druck auf die lokalen jüdischen Gemeinden auszuüben.
Der von arabischen und israelischen Politikern angenommene Massenaufstand der Muslime gegen einheimische Juden wurde jedoch nie Wirklichkeit. Die merkwürdige Gleichsetzung der gewaltsam vertriebenen Palästinenser mit den (meist freiwillig) jüdischen Einwanderern aus arabischen Ländern nach Israel, wurde von Prof. Yehouda Shenhav von der Universität Tel Aviv als "doppelte Buchhaltung" beschrieben..1” Das heißt, der neue Staat, glaubte, dass er von beiden Operationen profitieren würde. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:
[1]1 T Shindler, Colin. A History of modern Israel . Cambridge University Press 2008. pp. 63–64.
[2] Arn Strohmeyer, Die Legende von den „aus den arabischen Ländern vertriebenen Juden , http://nahost-forum-bremen.de/?p=1574
[3] Alfred M. Lilienthal. The Other Side of the Coin, New York Devin-Adair, 1965, S.30, Jerold S. Auerbach. Rabbis and Lawyers: The Journey from Torah to Constitution, Quid Pro Books, August, 2010 p. 181
[4] Hakohen, Devorah (2003). Immigrants in Turmoil: Mass Immigration to Israel and Its Repercussions in the 1950s and After. Syracuse University Press. p. 46
[5] Meir-Glitzenstein, Esther (2004), "The Reversal in Zionist Policy vis-a-vis the Jews of Islamic Countries: The One Million Plan", Zionism in an Arab Country: Jews in Iraq in the 1940s, Routledge, pp. 35–47
[6] Shenhav, Yehouda (2006), The Arab Jews: A Postcolonial Reading of Nationalism, Religion, and Ethnicity, Stanford University Press, p31
[7] ebed. p. 32.
[8] Tessler, Mark. 1994. A History of the Israeli-Palestinian Conflict . Bloomington:Indiana University Press. p309
[9] Yehuda, Shenhav (15 August 2003). Hitching a Ride on the Magic Carpet . Haaretz. Retrieved 11 May 2011. "Any reasonable person, Zionist or non-Zionist, must acknowledge that the analogy drawn between Palestinians and Mizrahi Jews is unfounded. Palestinian refugees did not want to leave Palestine. Many Palestinian communities were destroyed in 1948, and some 700,000 Palestinians were expelled, or fled, from the borders of historic Palestine. Those who left did not do so of their own volition. In contrast, Jews from Arab lands came to this country under the initiative of the State of Israel and Jewish organizations. Some came of their own free will; others arrived against their will. Some lived comfortably and securely in Arab lands; others suffered from fear and oppression."
[10] Choi, Sung-Eun (2015). Decolonization and the French of Algeria: Bringing the Settler Colony Home . Palgrave Macmillan. p. 84: "While obtaining a fair level of success in gaining émigrés from Morocco and Tunisia, the government of David Ben-Gurion detected only minimal enthusiasm in Algeria. With the offer of visas and economic subsidies, 580 Jews ended up relocating in Israel between 1954 and 1955."
[11] John Bunzl, Juden im Orient, Österreichisches Institut für Internationale Politik, 1989
[12] Jewish-Muslim ties in Maghreb were good despite Nazis by Gil Shefler, 24 January 2011, The Jerusalem Post
[13] Laskier, Michael (1994), North African Jewry in the Twentieth Century: The Jews of Morocco, Tunisia, and Algeria, NYU Press. p. 349: "... the policies … such as internment in prison camps, sequestration, or even outright confiscation of assets, and large-scale expulsions … were never implemented by Muhammad V, Hasan II, Bourguiba, or the FLN. The freedom of action granted in Algeria, Morocco (since 1961), and Tunisia to Jewish emigration societies... was unparalleled elsewhere in the Arab world. These organizations enjoyed greater legality than government opponents who were Muslims ... albeit managed by foreigners and financed from abroad."
[14] S. Teveth (1996). Ben-Gurion's spy: the story of the political scandal that shaped modern Israel. Columbia University Press. p. 81.
[15] https://www.jewishvirtuallibrary.org/the-lavon-affair
[16] Esther Meir-Glitzenstein, The Exodus of the Yemenite Jews − A Failed Operation and a Formative Myth, Resling, Tel Aviv 2012.
[17] Reuben Ahroni, Jewish Emigration from the Yemen, 1951-98: Carpet Without Magic, pp.xi-xii, p.20.
[18] Meira Weiss, 'The Immigrating Body and the Body Politic: The 'Yemenite Children Affair' and Body Commodification in Israel', in Nancy Scheper-Hughes, Loïc Wacquant (eds.), Commodifying Bodies , Sage Publications, 2002 pp. 93-110, pp. 93ff.
[19] Shatz, Adam (2008-11-06). "Leaving Paradise". London Review of Books. pp. 23–25 "Yet Sasson Somekh insists that the farhud was not 'the beginning of the end'. Indeed, he claims it was soon 'almost erased from the collective Jewish memory', washed away by 'the prosperity experienced by the entire city from 1941 to 1948'. Somekh, who was born in 1933, remembers the 1940s as a 'golden age' of 'security', 'recovery' and 'consolidation', in which the 'Jewish community had regained its full creative drive'. Jews built new homes, schools and hospitals, showing every sign of wanting to stay. They took part in politics as never before; at Bretton Woods, Iraq was represented by Ibrahim al-Kabir, the Jewish finance minister. Some joined the Zionist underground, but many more waved the red flag. Liberal nationalists and Communists rallied people behind a conception of national identity far more inclusive than the Golden Square's Pan-Arabism, allowing Jews to join ranks with other Iraqi..."
[20] Orit Bashkin . New Babylonians : A History of Jews in Modern Iraq. Stanford, California: Stanford University Press. p 138
[21] Meir-Glitzenstein 2004, p. 64–65
[22] Abbas Shiblak (1986), The Lure of Zion: The Case of the Iraqi Jews, Al Saqi Books
[23] Meron Rapoport. Review: Beneath my shirt lies an Arab , Middle East Eye, Monday 3 November 2014. Rapoport is an Israeli journalist and writer, winner of the Napoli International Prize for Journalism for an inquiry about the stealing of olive trees from their Palestinian owners. He is former head of the News Department in Haaertz, and now an independent journalist
[24] Hundreds of Yemenite Children Were Abducted in State's Early Years, Says Israeli Cabinet Minister
[25] 927 Mag. https://972mag.com/yemenite-children-affair-families-of-the-kidnapped-speak-out/101166/
[26] Hundreds of Yemenite Children Were Abducted in State's Early Years, Says Israeli Cabinet Minister . Haaretz. 31 July 2016. 11
[27] https://www.jerusalemonline.com/headlines/op-ed-netanyahu-and-the-likud-promoting-justice-for-the-mizrahim-22463
[28] ebed.
[29] ebed
[30] https://972mag.com/the-roots-of-anti-mizrahi-racism-in-israel/114424/ The video has now been removed after protests.
[31] http://www.cbs.gov.il/publications/educ_demog_05/pdf/t16.pdf